Mozart Marathon Trail (AUT) – 15.06.2019

Festhaltend an meinem Jahresziel, Ende Juli den Großglockner Ultra Trail zu finishen, stand am 15.06.2019 der mozart100 Marathon Trail mit 42km und etwa 1800 Höhenmeter als Vorbereitungslauf unter Wettkampfbedingungen an.

In diesem Rahmen musste eine Strecke von Sankt Gilgen bis nach Salzburg absolviert werden.

Bereits am 01.01.2019 – quasi als Neujahrsvorsatz – um stolze € 95,50,- gebucht, waren meine Erwartungen, bedingt auch durch die durchwegs tolle Seite und klingenden Namen, doch recht groß die – so vorweg – leider keineswegs erfüllt wurden.

Auf ins Salzkammergut
Noch am Freitag habe ich mit dem Veranstalter abgestimmt, dass meine Startunterlagen in Sankt Gilgen aufliegen, da eine Abholung eigentlich nur in Salzburg möglich gewesen wäre. Mit dem Auto ging es früh morgens zum vermeintlichen Start nach Sankt Gilgen. Die Augen offen nach den üblichen Wegweisern und Helfern, erblickte ich am Ortseingang einen Herrn in gelber Warnweste und fragte Ihn, wo es denn zum Start von mozart ginge. Dieser entgegnete mir völlig perplex: „mozart? – Sorry I don’t understand“. Anscheinend war gleichzeitig eine parallele Veranstaltung im Gange, die aber weder mit dem Komponisten, noch mit dem Lauf zu tun haben schien.

Weiter zur Touristeninfo – diese nicht besetzt. Weiter ins Zentrum, durch enges Gassenwerk – nichts. Weiter Richtung See hinunter – nichts. Kurzer halt bei der Volksschule und nochmals die Ausschreibung durchforstet. Verdammt! Hier steht ja „Winkl bei Sankt Gilgen“. Also wieder zehn Minuten retour gefahren, als ich zu einer offensichtlichen Labestation kam.

Falsche Jahreszahl und Startort

„Ist bei euch der Start für den mozart Marathon?“ fragte ich die fleißigen Helfer. Fragende Blicke wieder. „Da bist du zu spät. Der ist schon um 06:00 Uhr losgegangen“, entgegnete man mir. „Nein, ich starte ja beim marathon Trail und nicht beim Ultra“. „Da bist du falsch. Du musst nach Salzburg. Wir sind nur eine Labestation bei KM 45.“. Leicht entsetzt zeigte ich ihm die Ausschreibung, als er einen der Veranstalter kontaktierte und mir am Telefon erklären konnte, dass der Start doch in Sankt Gilgen beim Strandbad sei.

Parkplatz in Sicht
Also wieder umgedreht und ab zum Strandbad, nach wie vor ohne Beschilderung oder irgendeinem Zeichen, dass hier in 40 Minuten ein Lauf stattfinden soll. Dort angekommen, das nächste Problem am Parkplatz, für den 4,50 Euro zu entrichten waren. Kein Bargeld dabei, nur eine Karte, die weder per NFC noch Einschub angenommen wurde. Störungsdienst angerufen – Mobilbox. Also habe ich einen Zettel hinter der Scheibe hinterlassen, der noch eine Rolle in meiner Geschichte spielen wird.

Beim Strandbad konnte ich wieder eine Labe erblicken und fragte abermals nach ob hier nun der Start sei. Kaum zu glauben, ich war richtig und schien nicht der Einzige zu sein, der sich über die Organisation maßlos ärgerte. Um 08:30 Uhr wurde dann auch der Startbogen und die Zeitnehmung vorbereitet, aber von Startnummern war weit und breit nichts zu sehen, nur die Info: „Sie kommen rechtzeitig an“. Nach so einem Start in den Tag ist man da aber eher skeptisch 😉

Der Startbereich um 08:15 Uhr

Widererwartend habe ich 10 Minuten vorm Start dann aber tatsächlich mein spartanisches Startersackerl mit Startnummer erhalten.

Dies bestand aus:
– Einer Probepackung Mini-Prinzenrolle
– 250ml Gasteiner Zitronenmineralwasser
– Magnesiumprobe und
– einem Gutschein für ein Finishershirt von Compressport – statt 40 Euro nur 30 Euro.

Mit Verlaub, aber um den Preis für einen Startplatz (rd € 96) darf man sich dann schon etwas mehr erwarten.

Links oder doch nicht?
Bevor es dann losging noch die Ankündigung des Platzsprechers, dass bevor wir abbiegen eine Schleife zu laufen sei, bevor es über einen engen Single Trail rund 250 Höhenmeter aufwärts ging.

Punkt 09:00 Uhr wurde das ca. 200 Personen fassende Teilnehmerfeld entsandt und bog bis auf wenige Läufer gleich mal links – also falsch – ab. Aufgrund der Zurufe kehre ich von der richtigen Strecke um und folgte der Meute. Da ich aber die Strecke auf meine Uhr übertragen hatte, warnte sie mich betreffend der Wegabweichung und ich teilte dies den umliegenden Teilnehmern mit … den meisten war dies aber völlig egal.

Ich entschied mich dennoch dazu umzudrehen und die Strecke korrekt zu absolvieren. Die Rechnung dafür folgte am bevorstehenden Singletrail.

Die besagte Schleife

So wurde ich von vielen langsameren Teilnehmern aufgehalten und entweder nur mit großer Unverständnis („Da wirst das Rennen ned gewinnen“, „hast an Stress“, „soll ich mich auflösen“?) oder gar nicht vorbeigelassen.

Nach dem ersten Anstieg kam dann ein recht cooler Downhill Abschnitt, wo ich dann genug Platz vorfand und Läufer um Läufer wieder überholen konnte. Generell kam mir die Strecke vom Profil her sehr entgegen, da sie sehr ähnlich zu meinen Laufstrecken in den Voralpen war und wenige aufeinanderfolgende Höhenmeter hatte (max. 250hm).

Sommer, Sonne, Sonnenschein
Nach einer Stunde Laufzeit war dann auch die Hoffnung dahin, dass die Sonne hinter den Wolken bleiben würde und heizte uns mit 30 Grad im Schatten ordentlich ein. Dennoch lief es für mich soweit ganz gut, wobei ich absolut keinen Plan hatte, ob ich Zehnter oder Hundertster war, war es mir auch zu dem Zeitpunkt (noch) egal.

Rund um Kilometer 20 dann ein kurzer Schockmoment, als ich bei einer scharfen Rechtskurve mit anschließender Bodenwelle stürzte und mein Knie Bekanntschaft mit dem Asphalt machen durfte. Unbeirrt ging es weiter auf ein langweiliges, gerades Asphaltstück wo ich gut Tempo machen konnte. Für meinen Geschmack dann aber doch etwas zu viel Asphalt.

Zudem kamen auch noch viele Straßenquerungen die teils unbesetzt waren jedoch nicht unbedingt ungefährlich waren.

Die Labestationen welche man etwa alle 10 Kilometer vorfand, waren ausreichend vorhanden und reichhaltig bestückt. Äußerst positiv habe ich die aufgestellte Gartendusche bei Labestation 2 in Erinnerung. Eine Wohltat bei dieser Affenhitze!

Irgendwann dann nach besagter Labestation 2 folgte das nächste Chaos. So liefen auf ein und derselben Strecke, fortan Teilnehmer von vier weiteren Distanzen. Die Krönung war dann eine überforderte Helferin mit Zettel in der Hand, welche uns fragte, welche Distanzen wir laufen würden und damit entschied ob wir gerade oder weiter nach rechts laufen müssen. Bei fünf gleichzeitig ankommenden Läufern unterschiedlicher Distanzen, ist die Überforderung nachvollziehbar. Ein Schild hätte hier wohl für Klarheit gesorgt.

Die Markierungen entlang der Strecke ließen für meinen Geschmack auch zu wünschen übrig. Folglich verliefen sich so dann leider auch immer wieder einige Läufer.

Krämpfe und technisches Gebrechen
Meiner Ungeduld bei den engen Downhills und des wieder verstärkten Läuferaufkommens auf der Strecke geschuldet, überholte ich an einer Stelle zu schnell und riskant. Ich kam dabei durch eine Wurzel ins Stolpern und drohte den Halt zu verlieren. Meine beiden Waden waren „not amused“ und haben sofort zu gemacht. Einen Absturz konnte ich aber akrobatisch abfangen. Dafür dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis der Krampf endlich wieder nachließ und ich anfangen konnte zu dehnen bzw. bevor ich wieder Tempo aufnehmen konnte.

Auf der Geraden konnte ich mein schnelles Anfangstempo aber nicht mehr halten und auch die folgenden, kleineren Anstiege waren in der Hitze fortan sehr fordernd. Hinzu kam dann noch die Tatsache, dass sich meine Faltstöcke sich eben nicht mehr entfalten wollten. Ich nahm wegen rutschiger Finger die Zähne zu Hilfe und brach mir natürlich prompt ein kleines Stück ab … Läuft!

Erschöpft und ohne Stockeinsatz, plagte ich mich zur dritten Labestation und versuchte mir durch Zucker wieder etwas Leben einzuhauchen. Zwei Gels noch nachgeschossen ging es dann kurze Zeit wieder besser voran und ich kam auch ohne Hilfsmittel ganz gut durch die folgenden Anstiege.

Stufen, Stufen und noch mehr Stufen
Und dann kamen sie – Stufen. Unzählige Stufen, die meiner Wade nicht gefielen. Dafür tröstete aber der wunderschöne Blick auf Salzburg über die Schmerzen hinweg, bevor es wieder über hunderte Stufen hinab Richtung Salzburg zur letzten Labe ging.

Salzburg in Sicht

Mittlerweile 39km aber „nur“ 1550hm auf der Uhr – da kommt noch was…
Bingo – Stufen…

Es war heiß, es war drückend, die Beine wollten nicht mehr, aber dem Ziel nahe, kämpfte ich mich eine gefühlte Ewigkeit Stufe für Stufe nach oben. Endlich angekommen, wieder Stufen hinab in den Ortskern und ab über die Hauptstraße mitten in die sehr belebte Stadt.

Heillos mit Touristen überfüllt, ohne abgesperrten Bereich für Läufer, glich das einem Zick-Zack-Spiel. Dafür war die Stimmung vor dem Zieleinlauf sensationell und tröstete über den nicht vorhandenen Support entlang der gesamten Strecke etwas hinweg.

Unter Applaus der Zuschauer noch einmal auf den Kapitelplatz abgebogen, konnte ich meinen Lauf nach 04:53h zufrieden mit meiner Leistung abschließen und bekam die nächste Enttäuschung überreicht. Die Medaille! Das Günstigste vom Günstigsten und egal ob acht km oder 100km gefinished, jeder bekam die Gleiche. Geht gar nicht!

Medaille mit Sticker

Hingegen war die Verpflegung im Zielbereich wiederum Top, auch wenn man vergeblich nach einer Möglichkeit zur raschen Abkühlung suchte.

Fair oder unfair?
Nachdem ich dann wieder bei Kräften war und alles einmal Sacken ließ, entschied ich dem Zeitnehmer als auch den Veranstalter über die Vorkommnisse am Start zu berichten. Schließlich war das einfach feststellbar, musste zwei Mal die Startmatte gequert werden.

Es stellte sich dann heraus, dass gleich 96 (!) Personen falsch abgebogen waren. Natürlich war es ein grober Fehler des Veranstalters, an so einer wichtigen Stelle keinen Streckenposten zu positionieren. Dennoch plädierte ich für Fairness. Noch bitterer schmeckte das Ganze, als ich abschließend noch nach meiner Platzierung mich erkundigte. Siehe da, war ich doch glatt Gesamt-Sechster und Vierter meiner Altersklasse. Aufs AK-Podest gerade mal 5:30 Rückstand, auf Gesamtrang Zwei nur 12 Minuten.

Man kann sich wohl vorstellen, was mir in dem Moment durch den Kopf ging… Für die Schleife ca. 4:30 Minuten benötigt, über 90 Personen zu überholen gehabt und ein Kilometer mehr zu Laufen, als all jene die abgekürzt haben.

Die Organisatoren und der Zeitnehmer berieten sich daraufhin ausführlich, währenddessen ich mich umzog und mein nettes Finisher-Geschenk abholte: Ein Bilderrahmen mit Zieleinlauffoto – coole Idee, tolle Erinnerung – eigentlich 😉

Letztlich wurde dann entschieden, allen Teilnehmern die die Strecke korrekt absolviert haben, jene Zeit die sie für die Runde benötigt haben, gutzuschreiben. Laut Veranstalter, haben damit alle die gleiche Strecke absolviert und die Fairness wäre gewahrt. Schließlich würde es sich um einen Fehler des Veranstalters handeln und um keine mutwillige Abkürzung.

Mit dieser Entscheidung wurden aber dennoch alle schnelleren LäuferInnen bestraft, welche bei dem Aufstieg – wie ich – in den Stau kamen und die Strecke richtig gelaufen sind. Die Diskussionen darüber führten aber zu keiner Lösung.

Damit lag ich nur noch eine Minute hinter Platz 3 in meiner Altersklasse und acht Minuten hinter Gesamtrang Zwei. Mein bestes Resultat bei einem größeren Trail-Event. Recht freuen konnte ich mich allerdings nicht, auch wenn diese Platzierung recht unverhofft passierte.

Die Ergebnisse

Immerhin wurde mir rasch ein Shuttle organisiert, dass mich von Salzburg nach Sankt Gilgen zu meinem Auto brachte. Vermutlich wollte man mich rasch loswerden. Ich konnte nicht mal mein Finisherbier austrinken 😉

Und wenn‘s laft, dann lafts. Da war ja noch das fehlende Parkticket. Von der Ferne sah ich bereits, dass ich einen Strafzettel bekommen hatte und fluchte lautstark wie ein Rohrspatz.

Das es dann halb so wild war und der/die Parkplatz-KontrollorIn nett zu sein schien, beweist abschließend folgendes Bild:

Strafzettel oder doch nicht?

Fazit
Rückblickend betrachtet, wird meines Erachtens der mozart-Marathon als Randevent zu dem eigentlichen Highlight – dem mozart100 – geführt. Die Veranstaltung konnte mit Events wie dem Hochkönigman nicht mithalten und den hohen Erwartungen, vor allem in Anbetracht des Preis/Leistungsverhältnisses, nicht gerecht werden. Man lerne daraus, dass nicht immer eine schön gestaltete Seite und viele Facebook-Likes ein tolles Event garantieren.

Renè „ManchmalLäuftsAberEchtKacke“ Biedermann

Die Details zum Lauf: