Spartan Race European Championship Morzine (FRA) – 07.07.2018

Anreise

Die Reiseplanung nach Morzine / Frankreich begann schon etliche Monate vor dem Rennen und sollte uns letztendlich mittels Flug nach Genf und weiter mit einem Mietauto nach Morzine führen. Abgesehen von einer zweistündigen Flugverspätung beim Hinflug stellte sich die Anreise als äußerst unproblematisch heraus. So waren wir bereits am Freitag zu Mittag in der kleinen beschaulichen Stadt.

Morzine Panorama

Morzine

Schon bei der Ankunft war ich begeistert von der diesjährigen Location der Spartan Race European Championships. Über Serpentinen gelangt man ins Tal, über welches sich entlang eines wild rauschenden Flusses die Stadt Morzine erstreckt. Müsste ich Morzine mit einem Wort beschreiben wäre es wohl „authentisch“. Die Stadt wirkt noch so, wie sie ist, nämlich ein ursprüngliches Bergdorf, in welchem nur Holz- und Steinhäuser und keine modernen Prunkbauten stehen. Man fühlt sich sofort wohl und die stadtumringende Natur mit ihren Bergen, Flüssen und Wäldern ist allgegenwärtig und verschlingt einen förmlich.

European Championship Morzine

Spartan Race European Championship

Die im letzten Jahr in Andorra stattgefundene Europameisterschaft der Spartaner machte dieses Jahr Halt in den französischen Bergen und neben dem Beast gab es für alle Trifecta-Sammler ebenfalls noch die Distanzen Super und Sprint am Sonntag.

Die EM war dieses Mal neben der Königsklasse mit dem Elite-Heat auch in die neu eingeführten Altersklassen unterteilt. Qualifizieren konnte man sich in den diversen Läufen zuvor unabhängig von der jeweiligen Distanz durch eine Platzierung in den Top 10 bzw. Top 5, je nach Altersklasse.

Raceday

Nach einem bescheidenen Frühstück machte ich mich auf zum Startgelände und war überraschend gelassen, wahrscheinlich auch auf Grund der Tatsache, dass die Besten aus Europa heute hier an den Start gehen und meine Erwartungen an mich selbst, was die Platzierung angeht, doch recht gering waren. Meine Startwelle war mit 08:20 Uhr angesetzt und neben den 87 Läufern meiner Agegroup starteten ebenfalls die 18 bis 24 Jährigen. Vor dem Start noch mit den anderen Startern aus Österreich ein paar Worte gewechselt ging es für uns ziemlich zum Schluss über die Wand zum Startbereich und der Countdown wurde heruntergezählt.

Das Rennen

Vom Startbereich führte die Strecke über kleinere Hindernisse samt einem Abstecher in die Stadt bevor es Richtung Berg und Trails ging. Auf den ersten 2,5 Kilometern noch recht flach ging es schon bald zur Z-Wall. Langsam und mit Geduld kletterte ich der Wand entlang und weiter ging es. Von weitem hörte man dann schon das nächste Hindernis. Durch einen Wasserfall und einen natürlichen Pool hindurch musste ein Felsen an einem Netz hinauf geklettert werden. Anschließend folgte der erste brutale Anstieg und neben Seilklettern und dem Olympus ging es immer weiter bergauf. Kurze laufbare Anstiege wechselten stetig mit brutalen Steigungen, zuerst durch Wälder und später auf Single-Trails. Die Sonne lachte uns schon entgegen und die Temperaturen stiegen unaufhaltsam weiter.

Berge von Morzine

Sofern man die Kraft aufbrachte, den Kopf zu heben und sich umzusehen konnte man in etlicher Entfernung den Gipfel entdecken, welchen es zu erklimmen galt, eingerahmt von wunderschönen Bergketten. Immer weiter bergauf brannten die Oberschenkel mittlerweile höllisch und am Gipfel beziehungsweise beim A-Cargo angekommen verriet der Blick auf die Uhr dass neben 7,5 km bereits 1.100 hm erklommen waren. Wo es bergauf geht, geht es auch bergab, wobei das erste Stück bergab fast genauso anstrengend wie jenes bergauf war. Ein brutal steiler und steiniger Single Trail führte bergab, wobei ein falscher Schritt wohl verheerende Folgen gehabt hätte. Endlich auf weitläufigen Wiesen angekommen ließ ich es laufen und meine versteinerten Beine wurden langsam wieder locker. Auf einer Alm umringt von zahlreichen Kühen und Kuhfladen war der Log-Carry an der Reihe.

Bergsee

Mit einem Baumstamm ging es laufend entlang und schwimmend durch einen Bergsee, was für mich erfrischend und eines der Highlights des Rennens war. In weiterer Folge ging es über die Tyrolean Traverse und den Bender immer weiter äußerst zügig bergab. Nachdem jedoch erst 1.100 der verlautbarten 1.800 Höhenmeter auf der Uhr standen war mir klar, dass es das noch nicht gewesen ist und bald kam der nächste äußerst steile Anstieg, welcher nur „wandernd“ erklommen werden konnte und oben noch mit einem halben Kilometer Chain-Carry gekrönt wurde. Mittlerweile waren etwa 17 km und 1.650 Höhenmeter absolviert und ich freute mich auf schnelle 4 km bergab, unterbrochen von ein paar Hindernissen. Was jedoch jetzt, schon quasi zurück im Tal auf uns zukam, ist kaum in Worte zu fassen. Mit dem 23 kg schweren Sandsack ging es bei brennender Hitze einen rund 1 km langen Steilhang hinauf und wieder runter.

Schmerzen ohne ende

Stechender Schmerz in den Beinen, taube Arme und in einem Zustand kurz vorm Kreislaufzusammenbruch quälte ich mich über den Rundkurs. Nach einer gefühlten Ewigkeit durfte ich den Sandsack endlich wieder ablegen und es ging zurück Richtung Stadt. Am Weg dorthin versuchte ich irgendwie wieder Gefühl in meine Beine und Arme zu bekommen, denn immerhin lag der krönende Abschluss noch vor uns. Entlang der Hauptstraße wurden die Läufer von den Zuschauern angefeuert, was einem nochmals Kraft gab. Nach der Slackline ging es weiter zum gefühlt tonnenschweren Hercules Hoist und bergab zum Zielgelände.

Speerwurf

Dort wartete auf mich der Speerwurf. Bis jetzt noch ohne Fehler an den Hindernissen war ich mir meiner Sache sehr sicher und der Heuballen war auch wirklich nicht weit weg. Mit ein wenig Anlauf flog der Speer wunderschön mittig auf den Heuballen zu, darüber hinweg und blieb auf dem Heuballen liegen. Fragend schaute ich den Offiziellen an und er sagte mir die magischen Worte: „30 Burpees“.

Ziel

Völlig am Ende pumpte ich vor der Kamera meine Burpees runter und nach den 30 Stück ging es durch und entlang des wilden Flusses. Im eiskalten Wasser bekam ich derartige Krämpfe dass ich nur noch wie auf Stelzen laufen konnte, was die letzte 3 Meter hohe Wand auch nicht gerade angenehmer zu überwinden machte. Abschließend stand quasi nur noch das Multirig zwischen mir und dem Ziel und so ging es über eine Stange und die Monkeybars über Seilenden und die Hangelgriffe zur Glocke…YES geschafft.

Eigentlich wollte ich in irgendeiner lässigen Pose über die abschließenden brennenden Holzscheite springen, aber mein Körper wollte nur noch ins Ziel und so hatte mein Zieleinlauf eher etwas von „The walking Dead“.

Fazit

Mit 23,5 km, 1.800 hm und 35 Hindernissen war das Beast ein echtes Beast. Bei dieser EM waren es weniger die Hindernisse, die mich gefordert haben, als die Strecke, welche mir und auch den anderen Läufern alles abverlangte.

Mit einer Zeit von 4:00:41 konnte ich noch den 15. Platz in meiner Altersklasse erreichen und bin überglücklich, diese Herausforderung gemeistert zu haben.

(Andreas Kolbert)

 

Ergebnisse: hier

Bericht Spartan Race World Championships 2016: hier