Rat Race Man vs. Lakes 2017 … Ratte die Zweite

Was im Mai beim DirtyWeekend seinen spektakulären Eindruck hinterlassen hat, sollte sich im Juli fortsetzen. Wie schon im Bericht zum DW beschrieben, bietet die RatRace Serie in England neben Hindernisläufen auch Abenteuerveranstaltungen (Laufen und oder Radfahren) an. Eine davon ist der Man vs Lakes, der als Abenteuermarathon im englischen Lake District beschrieben wird. Der Lake District befindet sich an der Westküste Englands etwa 1,5 bequeme Autostunden nördlich von Manchester. Das „Besondere“ an diesem und an denen anderen angebotenen Läufen ist, dass Start und Ziel nicht am selben Ort liegen. Das hat den Reiz, dass man nicht bloß in einer Runde herumläuft aber es bedarf dafür etwas logistischem Aufwandes um dem Umstand Rechnung zu tragen. Start und Ziel beim MvL liegen so ebenfalls gut 45 Autominuten auf sehr schmalen und verwinkelten Straßen auseinander. Was aber wäre all das Lob für die Organisation, wenn es dafür nicht eine bequeme Lösung gäbe. Wir wählten die Variante mit dem Bus vom Zielbereich zum Start chauffiert zu werden. Kosten dafür GBP 12, Nervenkitzel und Erstaunen über die Fahrkünste des Buslenkers unbezahlbar. Es ist uns nach wie vor unerklärlich wie sich auf diesen Straßen 2 Busse passieren können ohne sich zu berühren. Hut ab vor den fahrerischen Leistungen. Ich hole jetzt mal aus und bezeichne mich als souveränen Fahrer. aber selbst mir wurde da sehr unwohl in dem überschaubaren Mietauto.

Der Wetterbericht hatte Wolken und eine Regenwahrscheinlichkeit von 90% angekündigt und so war es dann auch. Als wir um kurz vor 06:00 Uhr im Zielbereich ankamen, hüllte sich dieser in dichte Nebelschwaden und Nieselregen durchzog die frische Landluft. Etliche hartgesottene Athleten campierten am Gelände und so nach und nach kam Leben in die grau-feuchte Umgebung. Wir statteten dem Gelände nur einen kurzen Rundgang zwecks Sanitärzone ab um uns dann wieder ins Auto zu verziehen. Im Trockenen und Windgeschützen wartet sichs dann doch angenehmer. Um kurz vor 7 war es dann soweit und wir sahen mehrere Kleinbusse am hinteren Teil des Geländes auffahren. Freundlich wurden wir begrüßt und nahmen Platz. Flott füllte sich der Bus mit Läufern und machte sich dann auch schon auf den Weg. Die Fahrt dauerte nicht lange da wurden wir auch schon in größere Reisebusse umgeladen um dann zum Start verbracht zu werden. Ein wenig gedöst, noch ein 2tes Frühstück eingeworfen, ein wenig mit der Heimat geWhat’sApped und dann waren wir auch schon am Start.

Mit 20min Verspätung erfolgte dann der „Startschuss“. Eine sichtlich nasse und frierende Menge setzte sich in der Morecambe Bucht in Bewegung in Richtung…? Hmmm keine Ahnung einfach mal der Menge nach, der ganz vorne wird schon wissen wo hin.

Irgendwo am Horizont wandelten sich die Umrisse eines schwarzen Flecks langsam zu einem Traktor, welcher uns als Orientierungspunkt diente. Auf den Traktor zu und dann scharf rechts entlang von ein paar Orientierungsfähnchen ging es dann gut 6KM auf sehr unebenen Sand und durch strömende Furten. Das Warten auf den Start hatte uns deutlich abkühlen lassen und deshalb war ich froh als die Beine endlich Betriebstemperatur erreichten und mir warm wurde. Am Ende der Bucht wartete eine herrlich stinkende Marschfläche bevor es dann auf einer beschaulichen Uferpromenade voranging. Bei KM 11 empfing uns die erste von 3 Labestationen in gewohnt überschwänglich-rattiger Manier. Kuchen, Kaffee, Tee, Kartoffelchips, Gummibären, Kekse, usw zauberten mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Ich beschränkte mich aber auf einen Keks und eine Banane welche ich mit einem Becher Iso runterspülte. Es folgten gut 20KM durch herrlich grüne Landschaften, endlose Schafsweiden, mannshohe Farn- und Brennesselhaine und über sanfte Hügel immer Richtung Norden zu den Seen.

Zeitweise lockerte die Bewölkung etwas auf und man konnte die Umgebung erkennen sowie auch teilweise sehr dichter Nebel die Sicht auf etwa 100m einschränkte. Das war zusammen mit der stellenweise sehr dicht verwachsenen Streckenführung wirklich abenteuerlich. Ich lief so in den Top 50 und war stelleweise sehr einsam unterwegs und konnte nur in einiger Entfernung oft einen Läufer ausmachen. Feld-, Wald- und Wiesenwege wechselten zwischendurch mit Straßenpassagen die ich als sehr angenehm empfand. Hier lies ich es richtig laufen und konnte ein paar KM flott abspulen. Bei KM 25 kurz nach einer Labe plauderte ich ein wenig mit einem netten Engländer und es geschah was nicht geschehen soll … wir übersahen eine Abzweigung und kofferten vergnügt einen Hügel rauf und weiter. Tjo der Engländer meinte recht bald, dass ihm das seltsam vorkommt und drehte um. Ich beschloss noch ein Stückchen weiter zu Laufen um zu sehen ob nicht doch eine Markierung wo zu finden sei. Nein war nicht so …. Also wieder zurück. So ließ ich gut 15min liegen und ärgerte mich sehr darüber. Die Laune auf 0 begannen dann auch die Beine schwer zu werden. Ich fluchte mich den Hügel hinauf und hängte mich an eine 3er Gruppe die ein gutes Tempo lief. Bei KM30 kamen dann die ersten Seen in Sicht auf einem Hochplateau. Schmatzende und schuhhungrige Sümpfe galt es zu überwinden bevor die erste Wasserquerung auftauchte.

Nach gut 4 Stunden beinahe Dauerregen gab es eine herrliche Abkühlung. Die Engländer prusteten und stöhnten aber ich bzw. vor allem meine Beine genossen das Waten sehr. Ich wühlte mich mit meinen langen Haxen gekonnt durch den schlammigen Untergrund vorbei an ein paar Läufern und zog sie grinsend an Land. Weiter ging es durch ein kleines Wäldchen und sehr tiefe Gatschlöcher. Langsam wurden Stimmen lauter und es zeichnete sich etwas im Nebel ab. Es war der Rope Swing der kam. Rettungsschwimmer legten einem eine Schwimmweste an und dann galt es einen Container mittels Bouldergriffen zu erklettern. Oben dann Seil in die Hand und mit Schwung raus.

Huiii und platsch … sehr lustig aber auch sehr schnell vorbei. Also ab ans Ufer und wieder weiter. Es ging ein Stück auf Forststraßen bergab als plötzlich eine scharfe Linkskurve auf eine Wiese ausgeflaggt war. Auf der Wiese stand das Spaßhindernis schlechthin beim RatRace, die Rutsche. Ich wartete den Kollegen vor mir ab und legte mit flottem Schritt einen herrlichen Bauchfleck hin.

Auf und weiter über saftige Wiesen und durch ein herrschaftliches Seeanwesen hinunter zum Ufer des größten Sees England, dem Lake Windemere. Am Ufer angelangt begann dann ein Kampf mit meinen Beinen. Der Kopf trieb eisern voran aber die Oberschenkel wollten nicht mehr so recht. Ich warf mir alles an Zucker, Magnesium und das letzte Gel ein, in der Hoffnung auf Besserung. Diese blieb aber leider aus und so gestalteten sich die letzten 5 KM zu einer wahren Tortour. Schweren Schrittes zog ich entlang auf den verwundenen Uferwegen. An Hindernissen wartete die Strecke noch mit 2 Stellen auf an denen Trampolininseln, Monkeybars, Balancebeams und Co im Wasser auf. Nach 05:50 querte ich sehr sehr froh und beinschwer die Ziellinie. Ein wenig später kam auch schon Jan daher und wir schossen das obligate Finisherfoto.

Die Organisation seitens RatRace war auch bei dieser Veranstaltung sehr gut und es gibt keinerlei Grund zur Kritik an Registration, Verpflegung oder Streckenausschilderung. Uns hat der Lauf sehr gut gefallen, da der Focus hier mehr auf Lauf und Natur liegt denn auf Hindernissen. Die abwechslungsreiche Strecke inmitten der herrlichen Natur ist ein Erlebnis. Was anzumerken ist, ist das bei diesem Lauf eine Ausrüstungspflicht mit strengem Check bei der Startnummernabholung besteht. Der Veranstalter schreibt eine Mindestausrüstung vor, die sehr penibel überprüft wird. Man sollte deshalb die Infomail aufmerksam lesen um dann nicht eine unliebsame Überraschung zu erleben. Ich schließe diesen Bericht wie auch den vom DirtyWeekend … Der Man vs Lakes ist nicht billig aber auch jeden Pfund wert den man dafür investieren muss!

Florian (“Der Fürst”) Zuschnig

Fotos: hier