Grazathlon 2016 – 11.06.2016 – 10 km / 16 Hindernisse

Nach 8-jähriger Sportabstinenz begann am 11.01.2016 mein Weg ohne Ziel mit der ersten Trainingseinheit „20 Minuten schnell Gehen“. Fünf Monate, etliche Trainingsstunden und einige Läufe später fand ich mich vor Kälte zitternd im Regenschauer stehend in einer grölenden euphorischen Masse Menschen wieder. Es sollte mein bester Lauf bislang werden und der erste den ich wirklich genießen konnte. Der Countdown zum Start wirkte wie eine Erlösung und kalt sollte mir in den nächsten 2 Stunden nicht mehr werden. Willkommen auf dem Grazathlon 2016!

In Graz angekommen machte ich mich zunächst auf die Suche nach dem Sportgeschäft, wo Startnummer, Shirt und lauftypischer Kleinkram/Schrott ausgegeben wurden. Was allerdings fehlte und von mir erst viel zu spät bemerkt wurde waren die Sicherheitsnadeln, welche aus mir unerfindlichen Gründen extra zum mitnehmen aufgelegt waren. Nach einem kurzen Abstecher zum Libro ergatterte ich die letzte Packung Sicherheitsnadeln!

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Wäre eine gute Geschäftsidee gewesen – ein Set Nadeln für € 10,–

 Da wir recht früh in Graz angekommen sind, entschlossen wir uns noch eine gesunde Pizza sozusagen als Grundlage für den später dazukommenden Dreck zu uns zu nehmen als das Gewitter losbrach. Wir reden hier nicht von irgendeinem lustigen Nieselregen sondern von „100% heute geht die Welt unter und hoffentlich retten uns die Power Ranger Apokalypsenregen“. Wir verschanzten uns daher in der Pizzeria und wurde eifrig auf Facebook aktualisiert da eine kurze Zeit lang sogar zur Debatte stand dass das Rennen aufgrund Sicherheitsbedenken abgesagt wird.

Nachdem sich das Wetter beruhigt hatte und alle Sorgen aus dem Weg geräumt waren, ging ich bei relativ schönen Wetter zu meiner Startposition als es wie bestellt wieder zum Schütten anfing. Die Leute um mich herum nahmen es gelassen und heizte sich die Stimmung immer mehr auf. Es sollte sich irgendwie zum Motto des Laufes entwickeln dass wenn eine Masse an Menschen sich ansammelt euphorisches Chaos losbricht.

Nun zu ausgewählten Hindernissen

Murnockerl: Gleich am Anfang offenbarte sich der riesige Zusammenhalt zwischen den Läufern. Niemand interessierte sich für irgendeine Bestzeit und half man Mitstreiter von unten als auch von oben auf die Dinger hoch. Überraschend für mich war, dass diese Nockerl auch unter stärkstem Regen eine immense Haftung aufwiesen sodass man Spider-Man artig über sie hinweg laufen konnte.

5/5 Nockerl für einen super Start

Full House: Sofort im Anschluss gab es eine kleine sanfte Klettereinlage über die Pagode. Hier bildeten sich erste kleine Staus aber die Stimmung war perfekt und mehr eine intelligente Streckenführung als ein tatsächliches Hindernis.

4/5 depperten Sprüche dass man ja die Stiege benutzen könne

Rutschpartie: Da ich in eine der späteren Heats startete staunte ich nicht schlecht als es überhaupt keine Rutschpartie gab. Offenbar dürfte irgendwer irgendwas kaputt gemacht haben und so blieb mir das lässige Rutschen verwehrt und mussten wir stattdessen den Hügel runterrennen

0/5 enttäuschte Kindergesichter

Hupf in Gatsch: Wenn ich eines während meines kurzen Daseins als Gatschläufer gelernt habe ist dass – ähnlich wie die spezielle geheime Mischung von Kunstblut bei Death Metal Bands – Gatsch ungleich Gatsch ist. Der hier angebotene Gatsch war äußerst gatschig, schmeckte gut und war leicht bekömmlich. Das Hindernis war ok, nichts besonderes, hat aber dennoch großen Spaß gemacht. Auch hier war helfen und geholfen werden angesagt.

3/5 Gatschbrocken die eine Stunde später noch im Hosensackerl waren.

Antenne Soundkistn (Bällebad mit Absturzgefahr): Beim Bällebad, welches auf Papier ein super lustiges und kreatives Hindernis ist, zeigten sich die ersten Probleme der Hindernisorganisation, welche sich noch in weiterer Folge verschlimmern sollten. Es waren einfach zu viele Menschen für zu wenige Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Wirklich problematisch wurde es auf den Plattformen auf denen die Leute dichtgedrängt standen. Manche Helden versuchten auch noch zum Leidwesen anderer auf den sowieso sehr labilen Holzbrettern herumzuhüpfen. Am Rand musste man wirklich aufpassen dass man nicht runterfliegt. Es hätte ein echt lässiges Hindernis werden können.

1,5/5 Regelwidrige Saltosprünge in das Bällebad welche trotz millionenfacher Durchsage gemacht wurden

Volles Rohr: Volles Rohr? Volles Rohr Hautabschürfungen höchstens. Grundsätzlich ein Standardhindernis doch sind diese Röhre aus dem rauesten Beton gemacht welches ich je gesehen habe. Aufgrund meiner Statur war es mir nicht möglich wie ein vernünftiger Irrer durch die Rohre zu kriechen sondern habe mich liegend durchzerren müssen. Neben der Haut auf meinen Knien hat auch meine Startnummer daran glauben müssen. Auch hier stand man gefühlt ewig Schlange doch muss ich wieder das super Teamwork bei dem Kletterteil loben. Hier habe ich auch Hilfe gebraucht doch hätte ich dies mit Anlauf sicher selbst auch geschafft, wäre eben platz gewesen.

2,5/5 Rohre aus der Hölle

Vorsicht Stufen: Kennt ihr dieses Gefühl wenn man glaubt kurz vor dem Ziel zu sein, alle Kraft zusammenreißt und dann erfahren muss dass man gerade ein Viertel geschafft hat? So lässt sich das Stufenhindernis zusammenfassen. Stiegensteigen bis man das Gefühl hat am Mond zu sein. Wunderschöner atemberaubender Ausblick, großartige Streckenführung. Super Geschwindigkeit bergab.

5/5 Herzstillstände dank der wundervollen Aussicht.

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Die perfekte Welle: Eine Quarterpipe hochzulaufen zählte nicht zu meinen Vorbereitungen für diesen Lauf. Umso spannender war es dies einmal auszuprobieren. Glücklicherweise traf ich dort auf Peter welcher mich nach meinem ersten kläglichen Versuch beim zweiten Mal hochzog. Für mich war es eher die Überwindung bei Regenschauer etwas offensichtlich rutschiges hochzurennen. Alles in allem ein super Hindernis.

5/5 weinende Knie

Double Trouble: Hier zeigte sich das Problem mit dem Anstellen am schlimmsten. Ich stand eine gefühlte Stunde an und konnte es kaum erwarten endlich selbst auf die Wände zu steigen. Besonders hervorheben möchte ich hier die Gruppendynamik was dazu führte dass diese riesige Menschenmasse den Leuten zujubelte welche sich schwer taten bzw Helden wie den Deadpool-Typen welcher mindestens eine halbe Stunde Leute über die Mauer brachte anfeuerte. Wenn ich darüber nachdenke so ist es doch etwas schönes dass sich anstelle aufzuregen dass die Orga schlecht ist und man im Regen friert, das Beste aus der Situation macht, zusammenhält und gemeinsam Spaß hat. Aus diesem Grund gibt’s trotz elends langer Wartezeit

5/5 Chimichangas

Die wahre Schönheit dieses Laufs war allerdings für mich die Streckenführung. Mal schön gerade über Asphalt, dann über garstigen Gatsch, durch die Innenstadt und rauf auf diesen schier endlos hohen Berg.

Bemerken möchte ich noch zahlreichen netten Einwohner und Polizisten (welche vermutlich froh waren nicht an dem Tag in Wien Dienst haben zu müssen) welche uns zugejubelt, motiviert und beklatscht haben, auch wenn es kitschig klingen mag, treibt das einen schon etwas an.

Persönlich finde ich dass mit mir vieles weitergegangen ist, ich habe abgesehen von den höllischen Stufen, die gesamte Strecke durchgelaufen, habe neue Hindernisse wie das Wall (Gecko-) traverse gepackt und habe mich in noch nie dagewesener Manier zerlegt. Leider habe ich außer Christina und Peter niemanden aus dem Team gesehen, wird beim nächsten mal sicher nachgeholt.

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Am Schluss ist man immer etwas schmutzig

Der Lauf auf Movescount:hier

(Richard “Glucke” Galambos)

Ergebnisse: hier

Homepage:hier