RunTerra 2015 – Hindernisorgie im Frankenland

Nachdem ich im Internet vom RunTerra 2015 mit den angeblich „meisten Hindernissen Deutschlands“ gelesen hatte, beschloss ich den Franken einen Besuch der dirtrun.company zu bescheren und machte mich freitags frohen Mutes via Zug über Nürnberg und Fürth auf nach Zirndorf. Die verfügbaren Distanzen waren 8/16/24 km, aber wer so weit fährt will das volle Programm also 24km.
Die Startunterlagen konnte man sich vorab schicken lassen; GoodieBag gabs in dem Sinne keines, nur ein paar Gutscheine für Betriebe der Umgebung bzw. andere Läufe.

Zirndorf würde bei uns als mittlere Stadt durchgehen und da gerade kein Bus verfügbar war, marschierte ich die 6km quer durch diverse Stadtbezirke zum Quartier; somit war das Tagestraining auch schon erledigt. Die italienische Pension lag nur 5 Minuten vom Startbereich entfernt, was sich später noch als echter Glücksfall herausstellen sollte. Eine erste Erkundung des Geländes bei Start/Ziel zeigte mehrere erkennbare Flussquerungen samt Tauchhindernis sowie eine Gesamtanzahl an 44 Hindernissen pro Runde. Vom Spartan Race übernommen wurden dabei im Ziel Bereich die slippery wall und der obligate Feuersprung vor dem Ziel.

Startzeit am Samstag war um 14.00, daher traf ich Hebbe, den einzigen anderen Vertreter der dirtrun.company auch erst um 13.00; zu dem Zeitpunkt war am Gelände bereits mächtig Betrieb!
Eine Fülle von insgesamt 1700 Teilnehmern, sehr viele davon verkleidet, und ungewöhnlich viele Teams hatten sich eingefunden. Generalstabsmäßig geplant wurden die größeren Teams zuerst an einem Platz gesammelt bevor sie sich in einer Gasse mitten unter den restlichen Teilnehmern samt Ankündigung und teils eigener Musik präsentieren konnten. Highlight dabei war ein Traktor samt Anhänger des größten Teams der die Umgebung mit Technomusik beschallte. Außerdem gab es ein Team von Menschen mit besonderen Schicksalen (Multiple Sklerose, Blindheit) welche einzeln samt Begleiter mit ihrer Geschichte vorgestellt wurden – ein berührender Moment!
Hebbe und ich konnten uns noch in den ersten Startblock mit ca 300 Teilnehmern mogeln und (für uns eher ungewöhnlich) es wurde tatsächlich pünktlich gestartet – auch hier merkte man die deutsche Gründlichkeit 😉

Die Strecke verlief zuerst gut 2km über Stock und Stein durch ein Waldstück mit ein paar umgestürzten Bäumen und einem hoch angelegten Stacheldraht-Hindernis; zu dem Zeitpunkt war ich noch etwas enttäuscht, da ich mehr erwartet hatte, aber ich wurde kurz danach eines besseren belehrt. Es folgte ein langgezogener Abschnitt auf einer Motocrossstrecke, mit etlichen kurzen Anstiegen, teils unter Netzen, über loses Erdreich und Geröll und diversen Hindernissen künstlicher/natürlicher Art (Wände, Autos, Rampen, Reifen, etc…). Immer wieder ging es in dem Areal hoch/runter/quer durch; dazu gabs Schlammgruben und Robbabschnitte die später leider teilweise gesperrt werden mussten. Sandbag carry war auch vorhanden und ein unscheinbarer Tümpel der sich als hüfthohes Schlammloch mit hohem Schuhverlustpotential entpuppte; Bewegung war nur zentimeterweise möglich – direkt danach gings gleich nochmal 2 Hänge hinauf um den Oberschenkeln den Rest zu geben.

Hatte man diesen Abschnitt überstanden, war auf den letzten 2km zuerst das zweite Stacheldrahthindernis (wesentlich niedriger) und ein langgezogener Waldweg mit Slacklines bevor es auf einem kurzen Asphaltabschnitt retour Richtung Start ging. Anstatt dort einzubiegen kam aber nun der Wasserparcour mit dem Tauchhindernis unter Kanus und einem Röhren Hindernis bzw. einer Rutsche die beide retour in den Fluss führten. Nun war man halbwegs sauber und bog Richtung Ziel wo die slippery wall und zwei Dreckbecken zum Robben warteten bevor man durch ein Schaumbad lief und entweder ins Ziel oder die nächste 8km Schleife abbog.
Labestationen gab es 2 Stück, die jedoch mehr als ausreichend bestückt waren; Bananen, Melonen, Riegel und Wasser bzw. Isostar waren vorhanden.

Im Ziel gabs eine Medaille; leider für alle die gleiche, die man jedoch kostenlos mit Distanz und Namen/Zeit gravieren lassen konnte. Ein Finishershirt hätte man um 10€(?) erwerben können, aber das habe ich mir gespart.

Zum Lauf selbst: Ich konnte fast die gesamte erste Runde an Hebbe dranbleiben, bevor das erste Mal meine Startnummer von der Brust riss; normalerweise egal, aber da in die Nummer der Chip integriert war musste ich mir erst Ersatznadeln besorgen und verlor so den Kontakt zu ihm, was sich als entscheidender Fehler herausstellte. In der zweiten Runde lief ich durch die Verzögerung mitten in den Pulk an gerade gestarteten 8km Fun-Läufern auf, was mir im Motocrossabschnitt Wartezeiten an jedem 2. Hindernis bescherte. Ich machte das Beste aus der Situation und versuchte mittels Charme und über „Frauen, Kinder und Österreicher zuerst“ vorbeizukommen, aber meistens war der Stau einfach zu groß; Hindernisse auslassen kam für mich nicht in Frage. Abgesehen davon hatte ich dadurch ein paar nette Plaudereien auf der Strecke. In der dritten Runde war die Strecke wesentlich leerer und ich konnte wieder zügiger durchlaufen, aber die Zeit war natürlich beim Teufel. Macht aber nichts, der Lauf war dennoch absolut erlebenswert!
Das fast schon traditionelle Dusch-Desaster danach mit viel zu wenigen Duschen und kaltem Wasser konnte ich dank der Nähe meiner Unterkunft vermeiden.
Fazit:
Ein wirklich schöner Lauf mit einer, trotz fehlenden Höhenmetern, anspruchsvollen Strecke und diesmal insgesamt 132 Hindernissen. Das Drumherum ist perfekt organisiert (vor allem für die Teilnehmeranzahl) und auch die eingebaute soziale Komponente gefiel mir gut.

Es gibt nur drei kleine Kritikpunkte:

a) Es lagen auch auf der Strecke Startnummern rum, was beweist, dass für diesen Lauf eine auf der Brust angebrachte Nummer nicht wirklich geeignet ist – ich selbst habe das erlebt und würde mir da entweder was anderes überlegen oder in Zukunft nicht mehr vorschreiben die Nummer vorne zu befestigen.

b) Das Tauchhindernis am Ende des Laufes anzusetzen macht aus temperaturtechnischer Hinsicht zwar Sinn, aber viele Läufer sind dort bereits am Ende ihrer Kräfte und da könnte das unangenehm werden; noch dazu wo in der 3. Runde bei mir keine Helfer zu sehen waren?

c) Eventuell wäre eine fast-lane für die schnelleren Läufer bei diversen Hindernissen nicht schlecht um Stau zu vermeiden

Im Vergleich zum Rest sind das dennoch Kleinigkeiten und nochmals großes Lob an die Veranstalter; ich hoffe für 2016 auf mehr Verstärkung aus der dirtrun.company! 🙂

(Martin Pairer)

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