Spartan Race Ultra Beast Vechec 03.09.2016 … Wahnsinn im Quadrat

Wilde Gerüchte machten Anfang des Jahres die Runde um ein bisher noch ausgespartes Kapitel im europäischen Spartan Rennzirkus, das Spartan Race Ultra Beast. Wer sich irgendwann, nennen wir es mal, sattgelaufen hat an „normalen“ Beast‘ern oder es einfach nur wissen will, der findet hier eine nächste Stufe der Herausforderung. So wurde aus den Gerüchten langsam ein konkreter Termin und die Anmeldung wurde geöffnet. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich dies unter den Dirtrunnern in den sozialen Medien und auch einige Unerschrockene der dirtrun.company meldeten sich zügig an. Was einem bevorsteht weiß man zum Zeitpunkt der Anmeldung nicht, noch weniger als bei der normalen Beastdistanz. Vor allem da die Ost-Spartans immer gern ein Mehr an allem bieten (Kilometer, Höhenmeter, Schwierigkeit bei Hindernissen) war der Faktor Nervenkitzel sehr hoch. Und wurde es ausgetragen? In Vechec, einem sehr beschaulichen und kleinem Ort, gaaanz weit im Osten der Slowakei unweit der Grenze zur Ukraine.

Spartan Race

Ich kannte Vechec bereits durch meine Spartan Premiere aus dem Jahr 2013. Damals bestritt ich mit 2 Freunden dort mein allererstes Spartan Race … natürlich gleich ein Beast. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern wo ich mich durchs Netz geklickt habe und irgendwann etwas von einem Ultrabeast gelesen habe. Meine Reaktion war damals eher von der Art „Alter nie im Leben mach ich sowas … Zwei mal eine Beast Runde laufe wie soll das gehen? .. .I überlebe ja grad mal so eine Runde“. Naja, dann war Freitag der 02.09.2016 plötzlich da und es begann der bekannte Ablauf. Tom kam in der Früh zu mir und parkte sein Mobil auf meinem Parkplatz. Schnell noch seine Sachen zu mir umgeladen und dann los zum Hauptbahnhof wo Kevin und Jan unser Reisequartett vervollständigten. An der Raststation Göttlesbrunn trafen wir dann auf Andi, Gerd, Robert & Co um im Konvoi in den wilden Osten vorzustoßen. Auf halber Strecke kehrten wir bei einem sehr netten Restaurant/Sportkantine in der Nähe von Zilin ein. Dies hatte ich zufällig nach dem Super in Valcianska Dolina entdeckt.

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Sehr gut und sehr günstig gestärkt ging es anschließend weiter entlang der hohen Tatra vorbei an Poprad nach Vechec. Gegen 17:00 Uhr kamen wir nach einer recht entspannten Fahrt am Festivalgelände an. Da am Vortag bereits die Startnummernausgabe erfolgte wie auch ein Läuferbriefing veranstaltet wurde, tummelten sich bereits zahlreiche Athleten am Gelände. Die sehr schmale Zufahrtsstraße wurde durch etliche Wildparker zusätzlich verengt und es kostete schon etwas Nerven um zum resp. vom ausgewiesenen Parkplatz zu kommen. Das Festivalgelände lag auf einem Fußballplatz neben dem ein kleines (Abwasser)Bächlein munter vor sich hin gluckste. An der Registrierung herrschte eine etwas aufgeregtere Stimmung als sonst welche durchzogen von diversen Gruppen aus aller Herren Länder eine tolle Atmosphäre abgab. War ja auch klar, das erste UBeast in Europa zog natürlich aus Nah und Fern die Abenteurer an.

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Zusätzlich zu den Startunterlagen gab es auch ein nettes kleines Sackerl, welches für die „Comfort Zone“ zu verwenden war. Die „Comfort Zone“ war ein großes Zelt als Teil der Strecke in welchem man die verpflichtende Ausrüstung (Stirnlampe, Trillerpfeife) sowie seinen eigenen Bedarfsmittel (Cola, Wurstbrot, etc.) einlagerte. Über die Streckenführung wurde auch am Vortag nichts verraten, aber zumindest sah man, dass der Zugang zum Zelt im Streckenteil durch eine Monstrosität sondergleichen gerahmt war. Das Ost-Multirig wurde kombiniert mit dem A-Frame (Monkeybars mit 5 aufwärtsgehenden Streben und 4 abwärts). Luftstand am Giebel des A-Frames etwa 3,50 Meter und das natürlich ohne irgendwelches Fallschutzzeugs … Willkommen im Osten!! Wir sahen uns noch ein wenig am Gelände um und beäugten die Hindernisse im und nahe um das Areal.

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Eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität begleitete uns ins Hotel, das etwa 30min entfernt in der Stadt Michalovce lag. Was solls dachte ich mir, wird schon gut gehen. Beim Abendessen dominierten Kohlehydrate in jeglicher Form und da unser Start mit 07:45 Uhr angesetzt war ging es auch früh zu Bett. 05:15 Uhr an einem Samstagmorgen, was macht ihr da so? Schlafen, gerade nach Hause torkeln, den Nachtdienst zum Teufel wünschen…? Bei uns läutete der Wecker und der große Tag begann. Freundlicherweise stellte uns das Hotel wegen der sehr frühen Stunde ein nettes kleines Frühstückspaket zusammen. Nach und nach fanden wir uns in der Hotellobby ein und begannen relativ wortlos den Inhalt der Jausensackerln zu verzehren. Erste Sonnenstrahlen schickten sich an den Tag einzuläuten als wir das Gelände erreichten. Am Parkplatz reckten und streckten sich verwegene Camper die die Nacht im Freien zugebracht hatten. Auf dem Weg zum Start trafen wir dann nach und nach auf die restlichen Teamkameraden. Die 13 Grad im Schatten zogen mir eine leichte Gänsehaut auf und ich genoss es. Der Sommer und diese unerträglichen Temperaturen jenseits der 20 Grad sind nichts für mich. Ich liebe es kalt und fühle mich beim Laufen wesentlich wohler. Aber leider sollte der Tag gegen Mittag die 27er Marke auf der Temperaturskala erreichen und mir schauderte es davor. Aber egal solange die morgendliche Frische meine Nase umwehte hoffte ich gut Meter machen zu können. Wir warfen uns also in Rennschale, teilweise mit teilweise ohne Trinkrucksack, postierten unsere Sackerln in der Comfort Zone und harrten der Dinge.

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Der Elitestart erfolgte pünktlich um 07:00 Uhr mit viel Lärm und Rauch, gefolgt von den Elite Damen um 07:15. Zwei Startwellen mit Trainingsgroups und dann war es für uns soweit. Direkt rein in den Abwasserbach und selbigen stromaufwärts für einen knappen Kilometer. Raus auf eine lange Wiese hin zu den ersten Mauern. Die erste Schleife der Strecke lief ich gemeinsam mit Jan im flotten Tempo. Sehr schön zu laufende Wanderwege und Schotterstraßen wechselten sich ab mit Bachläufen. Ich weiß nicht warum die Organisation der Spartan Race neuerdings so auf diese Bachläufe abfährt. Beinahe in jedem Rennen heuer musste in Bächen gelaufen werden. In Orte und Oberndorf war das ja auch ganz unterhaltsam aber hier im Osten gibt es nur unwegsamstes Bachgeläuf mit spitzen Steinen sondergleichen.

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Die erste Schleife ging gut von statten und stimmte mich sehr optimistisch auf die nächste Hälfte. Ich nahm zu dem Zeitpunkt an, dass die Strecke wohl so um 45km lang sein würde. In der Comfort Zone schnell einen herrlichen Pumpernickel mit etwas Speck verdrückt (nach etwa 2,5 Stunden nur Müsliriegeln und Energygels will man einfach was Herzhaftes) machte ich mich auf in die Schleife 2. Hier ging es gleich mal kräftig zur Sache. Höhenmeter satt gab es im Mittelteil gemischt mit Sandsacktragen, Seilklettern, Balancieren usw. Auf dem Weg zurück in den Startbereich fiel dann die 30iger Marke und ich hoffte auf ein baldiges Ende. Doch es kam anders. Im Ziel standen dann 38km auf dem Tacho und ich war froh und nach bereits 5 Fehlern (= 150 verdammte Burpees) ziemlich erledigt, dass ich in der Comfort Zone wieder was normales Einwerfen konnte. Christian hatte mittlerweile zu mir aufgeschlossen und teilte sein Cola mit mir. Es war bacherlwarm aber es war herrlich. Der Zucker und das Koffein schossen durch meinen ausgelaugten Körper und zusammen mit einer Banane, etwas Speck und Brot fasste ich neuen Mut. Also zogen wir gemeinsam aus um die letzte Schleife in Angriff zu nehmen. Weiter und weiter über ausgedörrte Wiesen ging es hoch in den großen Steinbruch. Am Kraterrand angekommen verzeichnete die Uhr KM 40 und ich verging innerlich als ich sah was da als nächstes anstand.

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Der Bucket Carry. Eine unendlich lange Runde entlang des Randes zog sich eine Tragestrecke gespickt mit schroffen Steinhaufen hin. Der einzige Lichtblick hierbei war für mich, dass der Kübel geschultert werden durfte. Ansonsten wäre wohl Schluss gewesen hier für mich. In Summe war es dann ein ganzer Kilometer Höllenqualen in sengender Hitze mit einem 25kg Kübel auf den Schultern. Mehr schleppend als Laufend taumelte ich nach dieser Tortur weiter und war heilfroh die nächste Labestation zu erreichen. Auf meine Frage hin „Wie viele Kilometer bis zum Ziel es noch sind“ kam ein schlichtes „Dürfen wir nicht sagen, vielleicht 10“. Ein Tieflschlag sondergleichen für mich in dem Moment, denn ich hatte nichts mehr. Kein Gel, kein Riegel und an den Labestationen gab es nur Wasser, reines Wasser. Auf den letzten 8 Kilometern bis ins Ziel baute ich dramatisch ab, die Beine wollten immer weniger, die Arme baumelten nur mehr so am Körper. Aber es ging fast allen so. Der Lauf wurde immer mehr zu einem Wandertag mit gelegentlichen Schulterklopfen und „Komm schon, beiß durch Kumpel, bald geschafft“. Die Technobeats aus dem Zielbereich wurden endlich wieder Lauter und es ging endlich nur mehr bergab. Ein verdammtes Mal noch durch den Gatschparcour, auf das Seil, die Balancepfosten, ein verteufelt Langes Monkebarkonstrukt und dann war es soweit. Mit letzter Kraft bezwang ich die aufgedoppelte Zielmauer und wankte ins Ziel.

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Die Wiese glich einem Schlachtfeld. Überall lagen total eingesaute Läufer mit ihren Angehörigen herum und betrachteten diejenigen die sich gerade ins Ziel oder auf die letzte Runde quälten. Meinen Zielradler leerte ich mit einem gewaltigen Zug und lies mich kurz nach dem Ausgang ebenfalls auf die Wiese fallen. Aus aus aus endlich aus und vorbei dieser Wahnsinn! Nach 10 Minuten etwa kam auch Gerd von der Strecke und wir fielen uns mit glasigen Augen um den Hals. Nach und nach trudelten alle unserer Teamkameraden ein und nahmen Platz auf der Wiese der Geschundenen. Leider haben Bernd und sein Freund Chris sowie Silvia es nicht geschafft die CutOff Zeit zu erreichen und wurden aus dem Rennen genommen.

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(Florian “Der Fürst” Zuschnig)

Fotos: hier

Ergebnisse Ultra Beast Vechec

(1.517 Finisher von ca. 2.000 Startern)

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Christian Handler, Platz 87 in 08:13:39

Christian Hofer, Platz 91 in 08:15:24

Roman Horn, Platz 131 in 08:29:27

Florian Zuschnig, Platz 157 in 08:39:35

Gerd Fütscher, Platz 183 in 08:50:13

Thomas Samtleben, Platz 257 in 09:11:22

Kevin Hornhofer, Platz 281 in 09:19:32

Thomas Hofer, Platz 331 in 09:33:15

Robert Steininger, Platz 469 in 09:58:59

Jan Gschwantner, Platz 470 in 09:59:02

Andreas Dietrich, Platz 618 in 10:26:28

Peter Grossschmidt, Platz 618 in 10:26:28

Thomas Gschweidl, Platz 651 in 10:32:18

Josef Christern, Platz 1002 in 11:17:13